Jeder kennt das beliebte Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde…“ von Hoffman von Fallersleben (1843). Das bekannte Lied gehört zu den „Rätselliedern“ und ist in der Rätsellösung irreführend. Während die „Hagebutte“ die Lösung ist, wird eigentlich zum „purpurroten Fliegenpilz“ hingeführt.
Die „Fliegenpilze“ fallen im Wald durch ihr markantes Farbenspiel sofort auf, sind dafür nicht genießbar. Der „König der Waldpilze“ bei uns im Großarl-Tal ist hingegen eindeutig der dezent aussehende sogenannte „Herrenpilz“, auch bekannt als „Steinpilz“.
Die leuchtend gelben „Eierschwammerl“, bekannt unter dem Namen „Pfifferlinge, sind ebenso begehrt.
Ich muss immer wieder über unsere Tochter schmunzeln: Seit frühen Jahren suchte sie bei uns auf der Alm begeistert und mit viel Erfolg die „Schwammerl“. Geschmacklich waren sie zwar weniger ihre kulinarische Liebe, aber mit dem „Sammeln“ hat sie bis heute eine große Freude!
Als der Mensch noch „Jäger und Sammler“ war, galten Früchte und Beeren aus den Wäldern als Lebensgrundlage unserer Vorfahren. So ist uns das „Sammeln“ in anderen Lebensbereichen als ein bekanntes Phänomen erhalten geblieben. Aber die menschliche Freude am erfolgreichen „Schwammerl-Suchen“ ist alle Jahre wieder bei Groß und Klein deutlich wahr zu nehmen.
In der Tat weist die Namensgebung „Herrenpilz“ darauf hin, dass im Mittelalter diese Köstlichkeiten den Mönchen, Adligen und Fürsten vorbehalten war. Hingegen war den Bürgern das „Sammeln“ verboten.
Dies hat sich zum Glück geändert. Das „Schwammerl-Suchen“ ist allen Menschen bis zu 2kg pro Person und Tag in unserer Region erlaubt und das sowohl für „Herren und Herrinnen“.
Was vielleicht von „damals“ noch als historisches Relikt geblieben ist: In der Küche wird in vielen Restaurants und Gourmethäusern die „Pilzgerichte“ zu wahren Delikatessen verarbeitet.
Der Großarler Autor Walter Mooslechner hat in seinem schönen Buch „G´sund und Guat“ (ISBN 978-3-7025-0646-9) einige wunderbar heimische Rezepte mit „Eierschwammerl und Herrenpilze“ beschrieben. Alle Rezepte sind gut in der eigenen Küche um zu setzen.
Erste Aufzeichnungen über Pflanzen und Pilze wurde in den Klöstern vorgenommen. Dabei hatten die „Schwammerl“ einen festen Platz in der sogenannten „Fastenzeit“.
Aus heutiger Sicht ist bekannt: Pilze eignen sich als Unterstützung bei Diäten. Sie bestehen größtenteils aus Wasser, haben kaum Fett und zudem unverdauliches Chitin. Diese Ballaststoffe sorgen dafür, dass man ein ein langes „Sättigungsgefühl“ hat.
Zudem sind Pilze reich an Aminosäuren, Kalzium, Magnesium und anderen Mineralstoffen.
Wer mich aus meiner Praxis-Tätigkeit kennt (www.sigurd-berndt.eu), weiß um meine Vorliebe für den Einsatz sogenannter „Pilzpräparate“ (entdeckt und erforscht durch Prof. Enderlein). Darüber hinaus erfährt die „Mykotherapie“ (Therapie mit Pilzen, z.B. Reishi) immer größere Beliebtheit.
Wer sich in dieser Zeit an Waldrändern aufhält und nach Pilzen „sucht“, nimmt auch die Natur bewusster wahr. Es entspricht unseren „Ur-Erfahrungen“ der Menschheitsgeschichte und hat dazu noch einen sehr erfreulichen Nebeneffekt:
„Herrenpilze“ als „herrschaftliche Mahlzeit“ mit einem g´sunden Aspekt!
FOTOS: Pixabay (1+3), Berndt (2)
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