Wenn man sich die Statistiken der Betriebskrankenkassen anschaut, dann stehen bei den Krankschreibungen mit großem Abstand die Erkrankungen des Bewegungs- und Gelenksapparates an erster Stelle. Und das bei ca. 26 % mit großem Abstand. Gefolgt von „Psychischen Erkrankungen“ mit immerhin ca. 16 %. Alle anderen Indikationen liegen weit in den hinteren Rängen.
Das heißt: die Erkrankungen rund um den Bewegungsapparat sind eng verknüpft mit Stress, Angst und psychischen Belastungserkrankungen. Das sagen uns nicht nur die amtlichen Statistiken, das weiß jeder der mit offenen Sinnen täglich mit Schmerzpatienten zu tun hat. Das ist keine „Modeerscheinung“ oder „Hysterie“, das ist der Alltag geworden.
Schleichende Entzündungsfaktoren, oft auch als „silent inflamations“ bezeichnet, spielen bei diesem Geschehen eine große Rolle. Entzündungen können Prozesse sein, die man im klassischen Blutbild mit den Entzündungsmarkern diagnostizieren kann (z.B. bei Infektionen, bakteriellen Belastungen). Und es gibt „schleichende Entzündungsprozesse“, bei denen die klassischen Blutwerte nicht positiv sind. Diese „silent inflamations“ sind dennoch keine „Einbildung“, sondern haben einen medizinischen Hintergrund.
Wesentliche Faktoren spielen dabei die Hormone wie Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Nicht zu vergessen auch das Serotonin und Melatonin.
Bei dieser Art von Schmerzgeschehen spielt der Faktor Stress, oder von mir auch gerne bezeichnete Dis-Stress (= krankmachender Stress), eine entscheidende Rolle. Harvard Mediziner haben im Lancet ihre Forschungsergebnisse dahingehend veröffentlicht, dass bei chronischem Dauerstress die Nervenaktivität tief im Hirn der sogenannten „Amygdale“ stark erhöht ist.
Diese Region wird auch als „Mandelkern“ bezeichnet und ist Teil unseren „emotionalen Gehirns“ (das limbische System). In diesem Hirnareal werden Emotionen, Ängste, Stress und Sorgen verarbeitet.
Von diesem Hirnareal gehen in Folge von Stress Signale an das Rückenmark, wo weiße Blutkörperchen (immunologische Abwehrzellen) und andere Entzündungsstoffe vermehrt produziert werden.
Somit werden im Körper stressbedingt Entzündungen produziert, ohne dass eine Infektion vorliegen muss.
Diese chronischen Entzündungsherde sind aggressiv und greifen das körpereigene Gewebe an: vor allen Dingen die Gefäßwände, was mitunter zu deren Verdickung führen kann (Arteriosklerose). Die weiteren Folgen sind Symptome von Angina pectoris, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Selbst die präklinischen Symptome können unterschwellige Angstzustände bei den Patienten hervorrufen, nicht nur im klinischen Akutzustand.
Nachweisen konnten die Forscher auch als Folge der großen Überaktivität der Amygdala die Konzentrationsschwäche, weil die Durchblutung des Gehirnes beeinträchtigt ist.
Diese Entzündungsreaktionen als Folge von chronischem Stress führen am Ende mitunter zu den klassischen Herz-Gefäßerkrankungen, deren Ursachen eben nicht nur die Klassiker wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes und zu hohes Cholesterin sind.
Stress, Ängste und Sorgen führen somit sowohl zu den klassischen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, als auch auf Grund der erhöhten Aktivität des limbischen Systems im Zwischenhirn zu latenten Entzündungsreaktionen, die sich in der Frühphase auch schon am Bewegungsapparat mit Schmerzen bemerkbar machen können.
In der Urzeit vor Millionen Jahren baute man diesen Stress mittels „Angriffs- und Fluchtverhalten“ ab, man hat mal ordentlich „zugebissen“ und sich dann „regeneriert“ (Hirnstamm).
Heute sind die „Feinde“ auf einer anderen Ebene zu suchen: Lärmbelästigung, Verkehr, Leistungsdruck in der Arbeit und überhöhte Leistungsansprüche der eigenen Lebensgestaltung, Finanzsorgen, Mobbing am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit oder solche Jahrhundert-Ereignisse wie die „Corona-Pandemie“.
Wenn dann noch der „innere Schweinehund“ nicht überwunden wird, angemessenen Sport zu betreiben, sich halbwegs ausgeglichen zu ernähren und sich entsprechende Erholungs- und Urlaubsphasen zu gönnen, dann kommt man zunehmend schwer aus dieser „Entzündungs-Stress-Kaskade“ heraus.
Daher sind sehr wohl bei Entzündungsschmerzen der Stress zu beachten. Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, ausgeglichener Haushalt der Fettsäuren und Mikronährstoffen, dem Säure-Basenhaushalt, Entspannungstechniken und vor allem moderater Sport.